Ich habe mich für dich, unendlich leer geliebt

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Es ist schon fast ironisch. Es ist schon fast so, als ob mein Schicksal in einer Ecke meines Zimmers sitzt und mich auslacht. Und ich sitze mit angezogenen Knien auf meinem kalten Boden und lasse das über mich ergehen. Jedes Jahr im August, das letzte Wochenende dieses Monats findet in unserem kleinem Dorf ein Fest statt. Nichts großes, ein gemütliches Beisammensein von Alteingesessenen aber auch von der jungen Spezies. Meine Freunde und ich zählen zu den Stammgästen. Jedes Jahr, seit ich mich zurück erinnern kann. Nur letztes Jahr war es dann ganz anders als sonst. Letztes Jahr, eine Woche vor diesem Fest erfuhr ich von dir, von deiner Untreue mir gegenüber. Und das Mädchen, meine "Freundin", würde auch kommen. Immerhin zählte sie zu meinem Freunden. Es war ein kühles und herbes Aufeinandertreffen. Man spürte meine Wut auf sie und diesen abgrundtiefen Hass, den ich auch heute noch mit mir herum trage. Wie sie mich anschaute, wie sie mich musterte, wie sie mich zur Rede stellen wollte, mit ihren Augen. Ich fand es ekelhaft. Ich fand ihre Nähe untragbar und wenn ich sie sah, sah ich euch zusammen. In deinem Bett. In dem auch ich danach noch geschlafen hatte. Es widerte mich an, neben ihr stehen zu müssen, keinen Ton zu wechseln. Und zu hoffen, dass sie bald gehen würde. Aber sie blieb, bis zum Ende. Bis zum Ende dieses Festes, bis zum Ende unserer Beziehung, bis zum Ende meiner Gedanke. Sie schlängelte sich, wie die Übelkeit meine Kehle entlang. Sie war wie ein roter Faden in unserer Beziehung, den wir beide nicht los lassen konnten. Du warst vor einem Jahr nicht bei der Veranstaltung dabei, du musstest mit deinen Eltern zu einer Einschulungsfeier, an die Ostsee zu deinen Verwandten. Also kämpfte ich alleine, hier. Ich weiß noch, dass wir an diesem Abend regen sms - Wechsel hatten, damit ich mir nicht ganz so verloren vorkomme, meintest du. Ich habe dir geschrieben, dass es deine Schuld ist, dass ich meine einst beste Freundin nicht mehr anschauen kann, dass ich unzählige Wutausbrüche zurück halten muss und dass ich es absolut  scheiße, scheiße, scheiße finde. Ein Jahr voller Wut, ein Jahr voller Demütigung meiner Selbst. Ein Jahr ohne eine Freundin, die ich schon fast mein Leben lang kenne. Ein Jahr in dem ich sämtliche Partys und Zusammentreffen mied, nur um ihr nicht zu begegnen. Ein Jahr aus dem sicherlich mehrere werden. Ich wäre sicherlich nicht all´zu sehr darauf aufmerksam geworden, wenn ich gestern nicht meine Sachen gepackt hätte. All´ das Kostbare verstauen in Umzugskartons, ich wusste gar nicht mehr, dass ich sie habe. Ich dachte ich hätte alles von dir verbrannt oder zerrissen, aber ich hielt sie plötzlich in der Hand. Diese Postkarte die du mir gestickt hattest, als du an der Ostsee warst. 


Sie traf ohne Vorwarnung in meine Hände. Sie traf ohne Vorwarnung in meine Gedanken, sie traf ohne Vorwarnung und mit heftigsten Schmerz auf mein Herz. Und sie tat mir weh, sie tat mir sehr weh. Schleunigst spielten sich die Erinnerungen von vor einem Jahr, wie ein Daumenkino in meinem Kopf ab. Ich sah sie, wie sie letztes Jahr mit einem Weinglas mir gegenüber stand, am rot/weißen Zelt. Ich sah meine Hände an meinem Handy, dass ich dir schrieb. Ich sah ihre bösen Blicke auf mich, obwohl sie zu alledem gar kein Recht hatte. Die Postkarte war wie eine VHS Kassette aus alten Kindertagen, aufgenommen mit der schäbigsten Videokamera, die es gab, und bei dem es sich nicht lohnen würde, den Film zu sehen. Wegen den schlechten Spuren. Wegen dem verloren gegangen Ton, wegen der Helligkeit und dem viel zu hohen Kontrast im Bild. Aber wenn das nicht genug gewesen wäre, flog gleich, wie eine Feder auf den Boden ein kleine, blaue Karte. Zwei mal zwei. Unscheinbar, aber ich hob so etwas auf, dass ich diese jedoch auch aufgehoben hatte, war in Vergessenheit geraten. Unser erster Kinofilm. Zusammen.
Und da saß ich nun auf meinem Bett, weil ich die Schwerkraft fast nicht mehr ertrage, und fragte mich, ob dass denn alles wahr sein darf. Ich habe ein paar Tränen verlorenen, nicht viele. Der Schmerz in meiner Brust war größer als die Trauer. Meine Atemlosigkeit breitete sich aus und ich rang nach Luft. Ich rang nach Erlösung meiner Erinnerungen. 
Ich war gestern auch bei unserem Dorffest. Aber nur mit einer Freundin. Da der größte Teil unseres Freundeskreises, den Geburtstag von einer junge Dame feierte, und Sie auch da war. Wie gesagt, ich meide jede Feierlichkeit. Wir warteten, dass es um zehn wurde, und der Himmel mit dem Feuerwerk eins werden würde. Meine Freundin holte in der Zeit ihren Herzensjungen, der beim Bierstand untergetaucht war. Ich blieb stehen, schaute mir das Spektakel der Nacht an. In der rechten Hand meine Flasche Sekt, in der linken meine Zigarette. Den Blick auf den Himmel gesetzt. Mit der Erinnerung im Herzen, dass ich mir vor genau einem Jahr, wo du an der Ostsee den Himmel betrachtet hast, mir auch gewünscht habe, dass du hier, zum Feuerwerk neben mir stehen würdest. Und all´das was jetzt von dir geblieben ist, ist eine mickrige Kinokarte und eine Postkarte, die mich noch immer auf den Boden zwingen, und mich da sitzen lassen, ringend nach Luft. Und selbst wenn ich sie wegschmeiße, alles was bleibt: Sind Erinnerungen. Erinnerungen von vor über einem Jahr. Die sich wie Krebs in mir fest setzen und nicht weichen wollen und ich mir Tag für Tag die Frage stellen muss, leben oder liebe. Und ich entscheide mich jeden Tag auf´s neue: Leben. Und dennoch überraschst du mich wieder und wieder. 


7 liebe Kommentare ♥

» MorningRain | 29. August 2010 um 13:07

Ich kenne das. Selbst heute geht mir das manchmal noch so wenn ich etwas von meinem Exfreund finde. Nach über 2 Jahren. Es ist als nimmt es einem plötzlich jede Luft zum Atmen.
Ich wünsch dir alles alles Gute für deinen Neustart Süße, dass du von vorn anfangen kannst, weg von ihm und weg von ihr. Ich wünsch es mir wirklich so sehr für dich.
Du hast genug gelitten.

» Jäy. | 29. August 2010 um 13:55

Wieder so wundervoll geschrieben. Ich kann Becci nur zu stimmen.

Ganz liebe Grüße.

» Jessa | 30. August 2010 um 17:06

Ogott. Du bringst mich schon wieder fast zum weinen ...
Wie du das alles beschreibst ... und diese Vergleiche. Das trifft einen mitten ins Herz ...
Alles Liebe

» Ella² | 30. August 2010 um 19:13

toller text!
und glaub mir, irgendwann wird es aufhören und dann beginnst du von vorne! (:

» Wanda | 1. September 2010 um 22:31

süßer blog und du schreibst wirklich schön :)

liebe grüße, wanda
http://itislikethesmelloffreedom.blogspot.com/

» herself | 3. September 2010 um 17:30

dieser text war
WUNDERVOLL.

» Herzprinzessin | 3. September 2010 um 18:50

Einfach unbeschreiblich, wie wunderschön du schreiben kannst.

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