"...´Sag mir, ob du hörst, wie mein Herz stehen bleibt..."

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Als ich heute Nachmittag pünktlich fünf Minuten nach meinem Feierabend in mein Auto einstieg, beschallten mich wie immer, wie fast jeden Tag in der Woche, diese abgrundtiefen WM-Musik Lieder. Diese Lieder die ich nicht mehr hören kann und meine Ohren genauso wenig. Ich habe mich dann wieder einmal selbst verflucht, dass ich vergessen hatte meinen Ipod aufzuladen. Das hätte besser getan, als Shakira. Bestimmt. Also versuchte ich einen neuen Radiosender zu finden. Vielleicht fand er aber auch mich. Die ersten Lieder waren viel versprechend. Ich ließ mein Auto das erste mal an dieser großen Kreuzung absaufen, als "Jennifer Rostock - Es tut wieder weh" trällerte. Ich selbst bekam es nicht mal so sehr mit. Eher wohl mein Unterbewusstsein. Es fiel mir schwer normal zu atmen. Ich merkte wie meine Glieder Schwächer wurden. Wie mein Puls nach oben schoss. Mein Blut nicht mehr so floss, wie es eigentlich sollte. Ich begann zu zittern und meine Taubheit, die ich schon seit Monaten mit mir herum trage,  begann gerade Risse zu bekommen. Ich hatte es so lange vermieden irgendwelche Liebeslieder zu hören, ich hatte diese mit Absicht von mir fern gehalten. Ich hatte vergessen, wie ich auf diesem riesigen Parkplatz von Einkaufszentrum zum Stehen gekommen bin. Ich legte meinen Kopf auf das Lenkrad. Meine Augen waren verschlossen und dennoch tropften meine Tränen nur so auf meine schwarze Hose. Ich hörte nicht auf zu zittern. Egal, wie sehr ich mich versuchte selbst zu beruhigen. Ja meine Taubheit, bekam langsam Risse. Dass ich alles um mich herum voll und ganz war nahm versetzte mir einen weiteren Stich in mein Herz. Es tat scheiße weh. Es tut immer noch scheiße weh. Es brannte in meinen Augen, nicht von den warmen Tränen, sondern von meiner Schminke, die nur so zerlief. Also saß ich da in meinem Auto. Mitten auf einem Parkplatz. Verweilend vor Kummer und dem Gefühl, nicht weiter fahren zu können. Verweilend vor Angst, wieder mit vollem Bewusstsein durch´s Leben zu gehen. Ich hatte alles bisher doch so gut es ging von mir fern gehalten. Ignoranz. Zynismus. Sarkasmus. Verweilend und wartend, dass meine Taubheit wieder kehrt. Dass mich dieses Lied nicht berührt. Aber das tat es. Nicht zu wenig. Geradewegs in meine Herzgegend. 
Meinen Geburtstag am Samstag überstand ich. Kurzzeitig bei vollem Bewusstsein. Vor einem Jahr, bist du mit mir essen gegangen, danach kämpften wir uns auf ein Stadtfest. Es war so voll. Ich hab deine Hand verloren. Du hast mich los gelassen. Ich habe mich immer wieder umgedreht, habe mich versichert, dass du hinter mir bist, egal wo lang ich laufe. Jetzt würde ich wohl weinen. Weil ich dich in der Masse verloren habe. Du bist mir nicht gefolgt. Hast sie nicht mehr gesucht, meine Hand. Hast mich mit so vielen allein gelassen. Also wurde mein treuster und liebster Begleiter diese Taubheit. Vielleicht vergeht sie nie. Vielleicht ist sie aber heute im Auto auch zerbrochen. Bei einem Lied. Bei diesem speziellen, welches mir aus der Seele sprach. Und eigentlich wollte ich das ja gar nicht, und eigentlich wollte ich stark und tapfer sein und nicht mehr weinen. Meine Schminke sollte nicht mehr zerlaufen. Nie mehr das Gefühl in der Brust spüren, dass das Herz in tausend Stücke zerspringt. Meine Glieder sollten nicht mehr zittern. Der Puls ruhig und genügsam. Nichts habe ich eingehalten. Fast eine Stunde verbrachte ich auf diesem regen Parkplatz, mit angezogenen Knien. Verweilend auf meinem schützenden Sitz. Das einzige was bei diesem Szenario falsch zu sein schien, war ich. Ich saß da. Einfach nur leblos. 

7 liebe Kommentare ♥

» Franziska | 8. Juli 2010 um 06:22

deine Einträge überwältigen mich immer wieder aufs' Neue. Ich hab das Gefühl, als hätt ich neben dir gesesen in deinem Auto & hab nur hilflos zugesehen. - du bist eine sehr gute Schreiberin, deine Texte sind so lebendig. Wow ! ♥

Anonym | 8. Juli 2010 um 14:11

Wow! Deine Texte sind echt immer so toll geschrieben. Oh diese Gefühle, mir ist als ob ich alles nachvollziehen könnte, obwohl ich das natürlich nicht im geringsten kann..

» Nik | 8. Juli 2010 um 17:54

Wow, echt einfach nur wow.

» simplyme | 9. Juli 2010 um 03:05

Erstmal alles Gute zum Geburtstag nachträglich. Was Du da schreibst, berührt mich. Es tut mir so leid. Würde Dich echt gerne mal drücken! *ganzdolldrück*
Liebe Grüsse, Nicole

» Unknown | 10. Juli 2010 um 00:17

Wow.. ich bin heute zum ersten mal auf deinen Blog gestoßenund habe ihn mir komplett durchgelesen.. unglaublich .. ich liebe wie du schreibst... es ist so real aber klingt so gut wie ein Buch...
Ich fühle mit mit jeder Zeile...

» [special needs.] | 11. Juli 2010 um 22:03

musik ist so grausam.
nein ich schreib in mein büchlein nur zitate, lyrics und solche sachen die ich hübsch finde. auf papier sehen manche dinge schöner aus. und man kann blättern. ich brauch das manchmal.

Anonym | 8. Januar 2011 um 06:43

Puhh- das hat mich sehr berührt - zumal ich grad den mir am wertvollsten menschen verloren hab.

Danke

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