Eigentlich...» Eigentlich...» Eigentlich...»

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Ja eigentlich sollte ich glücklich sein. Sollte zu diesen Mädchen gehören, die in ihrem StudiVZ - Profil stehen haben, wie froh sie doch über alles sind. Ich sollte eines von diesen Mädchen seien, die den Buschfunk als Tagebuch verwenden, jede noch so bedeutungslose Neuigkeit der Öffentlichkeit mitteilen. Ich sollte zu diesen Mädchen gehören, die so etwas sagen wie: "Ich genieße mein Singleleben in vollen Zügen" Ich müsste mich über die letzten Wochen wirklich glücklich schätzen. Ich hatte ein paar Vorstellungsgespräche. Werde bald meine Ausbildung anfangen, um genau zu sein nächste Woche Montag. Ich war mit netten Persönlichkeiten im Kino, bei Gartenpartys, auf Balkons. Sommergefühle und der Schwung von Freiheit der durch die Luft flog hat mich für sich eingenommen. Kurz. Aber er war da. Aber ich bin es nicht. Ehrlich! 
Ich habe mich schon Tage auf dieses Wochenende gefreut. Ein Festival-Wochenende um genau zu sein. Ich habe den Gedanken schon im Voraus geliebt, mit einer Bierflasche in der Hand den Bands zu lauschen, sich von der Musik voll und ganz einnehmen zu lassen und später, wenn all´ das Schöne vorbei ist, zum Zelt schlendern. In der rechten Hand den lieben Alkohol und an der linken Seite, die Freundin. Zusammen sitzend unter einem Pavillon. Gespräche mit Fremden und Vertrauten führen. Die Sinnlosigkeit des Lebens diskutieren. Und später, ja später sich taumelnd und betrunken ins Bett fallen lassen. Ja, so sollte mein Wochenende aussehen. Den ersten, wundervollen Abend verbrachte ich auch. Genauso! Nach nicht mal vier Stunden Schlaf, wachte ich im Hitze besetzten Zelt auf. Es war viel zu warm, um weiter schlafen zu können. Taumelte auf den Platz und die Sonnenstrahlen kitzelten meine Wimpern. Weiter als auf den billigen Camping Stuhl kam ich nicht. Ich ließ mich förmlich hinein fallen und genoss den Trubel der Fremdheit, die mich umgab. Schlief ein wenig. Wachte auf. Schlief weiter. So gut es ging, wenn von jeder Ecke eines Zeltes andere Geräusche auf dich eindringen. So verlief der Vormittag in sich selbst und ich in mir. Als die Sonnenstrahlen sich schon etliche Male gedreht hatten rafften wir einander auf, um noch ein paar Getränke  zu kaufen. Der Weg zum Parkplatz ähnelte dem eines Pilgerweges und war eine schöne Kulisse zum Spektakel. Gegen die Austrocknung des eigenen Körpers wurde gesorgt und so fuhr ich mein Auto wieder auf den Parkplatz, bog in einer dieser endlos erscheinen Reihen ein und wurde langsamer und langsamer, bis mein Fuß zaghaft die Bremse antippte. Ich wagte es nicht mich zu bewegen. Ich verkrampfte mich. Mein Herz erreichte meine Kehle und der Würge- und Brechreiz kündigte sich an. Du standest da. Oder wohl eher dein Auto. Am Anfang dieser Reihe blitze dein Ford Focus hervor. Ich erkannte dein Nummernschild. Ich erkannte die zwei Würfel, die deinen Spiegel schmückten. Ich erkannte deine teuren Felgen. Ich erkannte DICH. Auf so großer Entfernung. Ich selbst erkannte mich nicht mehr. Ich saß nur da. Meine Hände fest umklammernd am Lenkrad um dem Gefühl des Zitterns und des Kotzens zu widerstehen. Meine Freundin legte behutsam ihre Hand auf meine. Ihre sanfte Stimme war etliche Tonleitern entfernt. Ich verstand sie nur Bruchstückhaft so was wie: "Steig aus. // Ich fahre weiter. // Beruhige dich doch bitte // Es ist nur sein Auto // " -Nur- war eindeutig schon zu viel. Wie konnte er es nur wagen, hier her zu kommen. Wie konnte er es nur wagen, mir mein Freiheitsgefühl zu rauben, welches ich am Vorabend verspürte. Wie konntest DU nur ? Auf diesem Parkplatz standen mehr als 400 Autos, es war so unfair, dass ich deines gerade entdeckt hatte. Ich lief mit wackligen Knien und der Angst ihn zu sehen, zurück zum Zeltplatz. Meine Idylle der Vollkommenheit zerbrach mit einer Minute auf die andere und der Alkohol wurde mein bester Freund. Ich trank warmen Wein, so wie Bier. Ich spürte, wie meine Augen unbewusst das Festivalgelände nach dir absuchten. Mein Herz verstummte und der Gedanken, dich mit einer anderen hier zu sehen, brach es in zwei. Es widerte mich an, nicht einfach losheulen zu können. Ich wollte nicht weinen, nicht vor den anderen neuen "Fremden". Es kostete mich unzählige Kraft und Geld. Im zwanzig Minutentakt legte ich fünf Euro auf den Tresen und bestellte von oben nach unten, die jeweiligen Cocktails. Ich wollte dich nicht sehen. Ich hätte es nicht gekonnt. Ich hatte so wahnsinnige Angst, vor einer Hollywood - Szene aus den Teenifilmen. Ich hatte Angst vor deiner Schönheit, die auf mich normales Wesen geprallt wäre. Also betrank ich mich und nach fünf Cocktails traf endlich die gewünschte Verschwommenheit ein, in der du langsam verblasst bist. Wir hatten uns auf die Tretbühne verzogen und lauschten der letzten Band. Der Sänger sang gefühlvoll die letzte Passage : " I have to block out thoughts of you so I don’t lose my head " Und ein Feuerwerk berührte den Himmel, traf auf all die unschuldigen Seelen, die sich ein: "ah" und "oh..." nicht verkneifen konnten. Und obwohl ich dich an diesem Abend nicht ein einziges Mal sah, spürte ich, dass du in diesem Moment, sicherlich mit deiner neuen Liebe im Arm das Geschehene ansehen würdest. Hier. Auf dem gleichen Platz, den Weg, den wir unabhängig von einander gegangen sind. An den Ständen, an denen wir etwas gekauft hatten. Ich spürte dich, irgendwo in meiner Herzgegend, und das nicht zu wenig. Du hast mir wieder weh getan. Nach acht Monaten hast du mir wieder einmal etwas zerstört. Ich war hin und her gerissen zwischen dem Wunsch dich zu sehen und dich vor mir zu verstecken. Ich wünschte mir nichts mehr, als dass ich diejenige bin, die vor dir steht. Um welche du deine Arme legst. Deinen Kopf auf meinen, so dass mir dein Calvin Klein Geruch durch die Nase schwebt, mir meine Sinne benebelt. Ich hätte mir so gewünscht, dass ich diejenige bin, die mit dir das Feuerwerk betrachten kann.... 
Ich hab dich nicht ein einziges Mal gesehen. Und doch hast du alles kaputt gemacht. Mir meine Festival-Freiheit genommen. Mein gutes Gefühl. Mein Lächeln. Nach acht langen Monaten. Immer und immer wieder in die Herzgegend rein. Und genau deswegen kann ich mich nicht zu den glücklichen Mädchen zählen. Obwohl sich scheinbar alles perfekt entwickelt. Eigentlich, ja eigentlich wäre es anders viel schöner. Eigentlich wäre ein Herztransplantation angebracht, meines scheint endgültig zu zerbrechen. Stumm! 





10 liebe Kommentare ♥

» Aura | 1. August 2010 um 23:59

Er nimmt dir das schöne Gefühl. Einfach so. Und es ist schrecklich dass er es kann. Dass die Erinnerung an ihn noch immer so schmerzlich ist. Noch viel schlimmer ist aber eigentlich, dass du dich an die Stelle der Neuen gewünscht hättest oder viel mehr die Vergangenheit in den Augenblick gewünscht hast. Denn selbst wenn du es gewesen wärst, die mit ihm das Feuerwerk angesehen hat, dann wäre das was er dir angetan hat noch immer angetan worden. Er sollte dich wütend machen, dich anekeln, dich zum schreien bringen. Aber dich nicht so verletzbar machen. Es gibt kein Heilungsmittel. Es gibt nicht den einfachen Weg. Egal wieviel Vernunft man sich einzuprügeln versucht, das Herz ist immer im Weg. Ich bin in Gedanken bei dir und hoffe, dass der Schmerz nachlassen wird und das niemand mehr dir dein Freiheitsgefühl nimmt.

» Jäy. | 2. August 2010 um 00:19

Es tut mir so so leid für dich. Ich lese deinen Blog sehr gerne und du schreibst wunderschöne Texte - auch wenn der Inhalt nur so vor Trauer schreit. Ich hoffe, dir geht es bald besser. Lg!

» Chrissi | 2. August 2010 um 10:52

Irgendwie kommt mir dieses Gefühl so bekannt vor. Alles ist gut, alles ist wunderbar und dann kommt dieser eine Augenblick und alles ist vorbei. Bei mir war es, als ich auf einem Event meinen exfreund gesehen habe. Ich bin zwar wieder glücklich vergeben, aber es tut weh, ihn zu sehen, weil im selben Moment tausend Dinge in meinem Kopf laufen und mir die ganze Vergangenheit aufzeigt, die so weh tat. Ab da versucht man nur noch drüber zu stehen, versuchen, den letzten Rest irgendwie rumzukriegen, sich abzulenken, seinen Kopf dazu zu kriegen, ihn nicht mehr in seinen Gedanken zu sehen.
Bleib stark.. Ich hoffe sehr für dich, dass er in deinem Herzen bald verblassen wird.

» Marsmädchen | 2. August 2010 um 11:15

Aber gut war das FerroFestival doch trotzdem, oder? (:

» Jäy. | 2. August 2010 um 13:07

Bitteschön! :*
Und wegen dem Zitat .. sorry, wenn's dich jetzt irgendwie stört. Ich hab's nur gesehn und fand das gerade so passend .. wenn du möchtest, kann ich's auch wieder weg machen (:. Lg!

» Jäy. | 2. August 2010 um 13:15

Ok, danke :*

» Jérôme | 2. August 2010 um 13:33

Kommt mir leider leider alles sehr bekannt vor... ich hoffe für dich, dass bald ein neuer Mensch in dein Leben tritt, damit du IHN vergessen kannst...

» Aura | 2. August 2010 um 14:07

danke, langsam wirds besser. ich trink weiterhin viel tee und esse gesunde hühnerbrühe yummy.

vielleicht würde es dir helfen, wenn du sein auto anzündest? nun gut, das wäre kindisch und würde nicht wirklich helfen. aber eine schöne vorstellung ist dennoch, oder?

» [special needs.] | 2. August 2010 um 18:28

ach du scheiße :/
es ist schlimm, wenn man so ein emo-kind ist wie wir. dann nimmt einen so ein scheiß mit. es ist unglaublich einfach. ich kann dich so verstehen. wir mich wäre es wohl auch vorbei gewesen. viele meiner freunde verstehen das nicht, dass ich mich von einer situation, einem moment aus der bahn werfen lasse. aber das ist so. und man kann nix dagegen machen. die zeit heilt. das ist alles. oder ein neuer mensch. oder beides.

» tina evans | 3. August 2010 um 00:29

das klingt wirklich irgendwie grausam nach schicksal, dass du auf dem ganzen parklplatz gerade SEIN auto entdeckt hast (wir hatten schon probleme damit unser eigenes wiederzunfinen^^)... aber so ist es... beim ersten mal ist es noch ein innerliches erdbeben... und selbst wenn du sein auto zum hundertsten mal irgendwo siehst... es wird immer noch ein kleines zucken bleiben. aber eben nur noch ein zucken... kein ganzes erdbeben.

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