Weil vieles vergeht...

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´Wohnst du dann die Woche über bei mir? Dann können wir schon mal üben, für später?!´
´Für später?´ 
´Ja, wenn wir dann, wie spießige Kleinstädtler im Vorort von Berlin wohnen. Mit zwei Knirbsen und einem Golden Retriever.´
Deine Hand hat nach meiner gegriffen, du hast sie an deinen Mund gezogen und deine Lippen berührten meinen Handrücken.  
´Du willst  zwei Kinder und ´nen Golden Retriever?´ 
Deine Augen drehten sich in einer Mischung aus Fassungslosigkeit, dem Lächeln des Amüsanten und der Unverständnis. 
´T. darum geht es doch nicht.´ 
´Achso.´  
´Achso? Mehr hast du dazu nicht  zu sagen?´ Dein Körper hatte sich aufgerichtet und dein Blick verfolgte mich langsam. Du hast gewartet, dass ich noch etwas erwiderte. Oder dass ich aufstehe. Ich biss mir auf die Lippe. Das konnte ich gut. Ernst bleiben. Ich legte meinen Kopf nach links. Das linke Auge kniff ich zusammen. Ich saß immer noch auf eurer Terrassentreppe. Du hingegen standest im Licht der Sonne. Dein Rücken war ihrer Schönheit entgegen gewannt, aber ihr nahmt euch nicht viel. Im Gegenteil. Ich richtete mich auch auf. Mein Gesicht war krebsrot. Es brannte, genauso wie meine Oberschenkel und Arme. Ich hasste diese Allergie gegen die Sonne. Und dennoch liebte ich, an späten Sommernachmittagen, den Aufenthalt in genau dieser. Ich schlang meine Arme um deinen Oberarm und schmiegte meinen Kopf an den selbigen. Ein Kuss traf mich auf meinem blonden Schopf und ich konnte mir ein Wohlfühllächeln nicht verkneifen. ´Ich weiß, wie du das vorhin gemeint hast. Und ich will einfach nur Nähe. So viel Nähe, wie nur irgendwie möglich.´ Wie in einer überfüllten Straßenbahn, wenn man gegen die Fensterscheibe gedrückt wird, und Gerüche wahrnimmt, die man lieber nicht erfahren wollte. So nah, dass man jede einzelne Wimper des Gegenüber genauestens zählen kann, und wenn man möchte sogar protokollieren, so nah, dass die Nasenspitze an fremde Kleidungsstücke reibt. So nah, wollte ich bei dir sein. Mir war mit dir, mein geliebter Freiraum so völlig bedeutungslos geworden. Ich brauchte keine Zeit mehr für mich. Du warst meine Zeit. Und ich der kleine Zeiger, der die Sekunden zählte. Und ich zählte auch, als die Tage mit dir in unserer Woche, wie im Fluge vergingen. Manchmal fuhr ich alleine auf Arbeit. Du hast mir dann dein Auto gegeben, die Schlüssel in die Hand gedrückt. Dein geliebtes Auto. Du hast mir vertraut und das berührte mich auf eine ganz komische Weise. Manchmal aber bist du halb sechs mit mir aufgestanden und hast mich zur Arbeit gefahren. Nicht nur du hast mir mein Wohlfühlmomente gegeben sondern auch, die lauen Sommertemperaturen, an denen wir teilnehmen durften. Ich zog dich dann immer mit nach draußen, in euren wunderschönen, mediterranen Garten. Bestückt mit Strandkörben, Sand unter meinen nackten Füßen und das plätschern eines kleinen Wasserfalls. Ich habe es geliebt dort zu sitzen und das Leben auf mich einprasseln zu lassen. Du hast dann immer das Glück und zwei Weingläser auf den Tisch gestellt. 
´Ich fühl mich wie dreizig, oder älter.´  
´ Ich mag das Gefühl.´ Du hast mir die neue Neonzeitung herüber gereicht, dein Gesicht vergrub sich im Spiegel. Und dann saßen wir da. Abend für Abend. Mit schwenkenden Weingläsern, der Zahl dreizig im Kopf und unserer ganz persönlichen Lektüre. Ich war vertieft im Glück.  Und irgendwann warst du dann weg und ich bemerkte es nur, weil mich kaltes Wasser auf meinem verbrannten Schulterblättern traf. In den Pfützen die sich auf dem heißen Asphalt ergaben, erkannte ich dein Spiegelbild. Oh´ hast du nur gesagt und ein hämisches Grinsen wanderte über deine Lippen. Meine Augen setzten einen erstaunten Blick auf und versuchten theatralisch ein wenig böse zu wirken. 
´Komm mal her...´
´Fehlt nur noch die Hundepfeife und mein Halsband.´ 
Ich tapste mit meinen nackten Füßen über die heißen Steine. In der linken Hand hieltest du den tropfenden Gartenschlauch. Ich blieb zögernd stehen.
´Komm schon... Ich will dir was zeigen.´ Ich schnaubte. 
Deine Hand griff nach meiner und zog mich zu dir. Dein Zeigefinger bewegte sich gen Boden. Gehorsam folgte ich ihm. Erst jetzt bemerkte ich, dass einige Stellen des Sandes mit Wasser benetzt waren und den Schriftzug ´Ich liebe Sie, für immer.´ ergaben. 
Ich glaube, du hast auf meine Reaktion gewartet, aber ich stand einfach nur da. Gerührt. Berührt. Im Kopf lief ´Kann es wirklich Liebe sein´ab. Ich stand einfach nur da und beobachtete wie die Sonne den Schriftzug aufaß. Er verschwand, erst der Schriftzug und später  dann du. 

23 liebe Kommentare ♥

» Fanti | 9. April 2011 um 16:40

du schreibst so wunderschön.

» Lala | 9. April 2011 um 16:47

Ich liebe es!

» Fanti | 9. April 2011 um 17:15

ja, ich denke ich verstehe so einigermaßen, wie du das meinst ^.^
- danke, das kann ich so gut gebrauchen, ich habe total Angst vor diesen beiden Arbeiten ..

ach, und noch was - dein blog ist wunderbar =)

Anonym | 9. April 2011 um 20:13

Dein Blog ist echt wunderschön <3

» Franzi | 9. April 2011 um 20:24

so wunderschön !

» Hope | 9. April 2011 um 23:26

ich kann gar nicht in worte fassen, wie wunderschön deser text ist- und durch den titel bereits von den ersten zeilen an melancholisch... Wunderbar geschrieben

» Verena | 10. April 2011 um 10:10

So schön geschrieben ♥ Ich kann diese Momente so gut nachvollziehen und es macht mich immer wieder auf's neue traurig, dass es nicht mehr so ist...

Danke für das Kompliment :) Und danke für's Glückwünschen - das werde ich brauchen! Ich wünschte, ich hätts auch abgewählt, aber früher war ich eigentlich immer gut in Chemie, nur seit ich diesen Lehrer habe eben nicht mehr -.-
Liebe Grüße :)

» Nathy | 10. April 2011 um 18:36

wunderschöne Ausdrucksweise

Anonym | 11. April 2011 um 06:35

und wieder ein wunderbar verfasster post. so wie du schreibst, fühle ich mich immer ein bisschen in die situation hineinversetzt. und dann macht es mich traurig, dass die meisten geschichten auf deinem blog auf diese eine art und weise enden (müssen).

:) man kann lieder per email verschicken. genau so wie bilder oder dokumente. einfach in den anhang packen. und ich würde mich so freuen, das lied zu hören. daher bin ich nun einfach so dreist und schreibe dir eine email mit meiner email-adresse (da ich nur eine private habe und diese ungern irgendwo veröffentliche). ist das okay?
wielange dauert deine ausbildung noch? und darf ich dich fragen, wie alt du bist?

liebst, jules.

» Tom. | 11. April 2011 um 19:33

Deine Texte geben mir oft dieses "Hach", "erkenne ich mich wieder", "erkenne ich meine Biografie" udn "wie machst du das nur"!

Du bleibst die Beste.

Anonym | 12. April 2011 um 10:35

vielen lieben Dank für das Lied! :)

» not-normal | 12. April 2011 um 13:23

du schreibst sehr schön :)

toller blog!
http://creatures-on-earth.blogspot.com

» SILVIA | 12. April 2011 um 15:57

beautiful post!!
really love it
xoxo



floow u honey =D

» Moe | 14. April 2011 um 22:21

Ja, heute habe ich mir die Zeit genommen und deinen vollständigen Blog gelesen. Lange saß ich hier. Nicht, das ich nur gelesen habe. Nein, ich habe auch über einiges Nachgedacht, was du geschrieben hast.Ich bin verwundert, das es so interessant ist, deinen Blog zu lesen.

Oftmals lese ich nur den Anfang von langen Einträgen, doch deine fesseln mich.

Mach weiter so.!

» liz | 16. April 2011 um 16:37

deine texte sind mit so viel gefühl gefüllt dass sie mich berühren, obwohl ich dich nicht kenne. ich wünsche dir, dass der schmerz irgendwann aufhört.

» Unknown | 17. April 2011 um 13:08

mag ich:)

» Angelina | 17. April 2011 um 18:41

Wundervoller Text, man verträumt sich sofort in die Situation. <3

http://luft-spruenge.blogspot.com/ (:

Anonym | 19. April 2011 um 12:26

es geht. mir gut.
soweit. Ich sehe dir auch. Wunderbar.
in zeiten wie diesen ist glücklich sein unübertreffbar

» sabine | 19. April 2011 um 20:58

Danke:) Das von dir zu hören, ist echt ein gutes Gefühl!
Weil deine Texte so wahnsinnig berührend sind. Du hast so ein großes Talent!

» Frederike | 20. April 2011 um 19:38

ich hatte tränen in den augen.

» Unknown | 21. April 2011 um 09:43

ja ich finds schön geschrieben, mal ein anderer blog, daher der comment:)

Anonym | 21. Mai 2011 um 16:54

ich hab grade Tränen in den Augen gehabt als ich diesen Post gelesen hab..

» Unknown | 15. April 2012 um 16:11

wundervoll geschrieben. ich habe tränen in den augen.

http://frederikeee.blogspot.de/

Schreib mir etwas:

 
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